Ergebnisse des Deutschen Freiwilligensurveys 2019

Ehrenamtsagentur Sachsen

Im März 2021 erschienen die ersten Ergebnisse des fünften Deutschen Freiwilligensurveys (FWS) als Kurzbericht - mit Erhebungsgrundlage 2019.  Der FWS wird als bevölkerungsrepräsentative Befragung seit 1999 aller fünf Jahre telefonisch mit Personen ab 14 Jahren durchgeführt. Kern der Erhebung ist der aktuelle Stand und die Entwicklung des freiwilligen Engagements in Deutschland.

Ehrenamt im Wandel
Im Deutschen Freiwilligensurvey werden als freiwilliges Engagement die Tätigkeiten berücksichtigt, die freiwillig und gemeinschaftsbezogen im öffentlichen Raum ausgeübt werden und nicht auf materiellen Gewinn ausgerichtet sind. Nach dem FWS 2019 ist Freiwilliges Engagement weiterhin eine wichtige Säule der Gesellschaft, verändert aber seine Gestalt durch den Wandel gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Zu ihnen gehören die Entwicklung der Gleichstellung von Frauen und Männern, die fortgesetzte Bildungsexpansion, steigende Digitalisierung sowie demographische Entwicklung. Dadurch kommt es zu Änderungen der Engagementsbeteiligung sowie dem Entstehen gewandelter oder neuer Formen des freiwilligen Engagements.

2019 engagierten sich 39,5 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren freiwillig, was einer Beteiligung von 28,8 Millionen Menschen entspricht. Damit ist der Anteil des bürgerschaftlichen Engagements in den letzten 20 Jahren um fast 10 Prozent gestiegen. Die Frage, ob sich eine Person freiwillig engagiert, hängt von individuellen Voraussetzungen ab, wie dem grundsätzlichen Zugang zu Möglichkeiten des freiwilligen Engagements (Vernetzung), dem verfügbaren Zeitbudget sowie persönlichen für die Durchführung des jeweiligen Ehrenamts notwendigen Fähigkeiten. In der Geschlechterbetrachtung gab es 2019 erstmals keinen signifikanten Unterschied mehr zwischen dem freiwilligen Engagement von Frauen und Männern, da der Anteil engagierter Frauen seit 2014 stärker gestiegen ist, als der der Männer. Dies ist damit zu begründen, dass Männer sich zunehmend stärker an innerfamiliären Sorgetätigkeiten beteiligen sowie durch strukturelle, gesellschaftliche Veränderungen hin zu zunehmend informell organisierten Engagementformen, welche zum größeren Teil von Frauen ausgeübt werden.

Anteil der Altersgruppe um 65plus steigt
Hinsichtlich der Betrachtung der sich engagierenden Altersgruppen hat insbesondere der Anteil der Menschen ab 65plus zugenommen: mit einer Steigerung um 13,2 Punkte auf 31,2 Prozent seit 1999. Darauf folgt der um 9,3 Punkte auf 44,7 Prozent gestiegene Anteil der 30-49-Jährigen.

Bildungsgrad und Herkunft beeinflussen Engagement

Erstmalig wurde in die Ergebnisgewichtung des FWS 2019 der Bildungsgrad mit einbezogen, da Menschen mit höherer Bildung in Befragungsstudien zu größeren Anteilen vertreten und freiwillig engagiert sind als Menschen mit mittlerer oder niedriger Bildung. Zwar hat die Engagementsbeteiligung in den letzten 20 Jahren über alle Bildungsgruppen hinweg zugenommen, allerdings mit unterschiedlicher Ausprägung, wonach der Anteil von Personen mit hoher Bildung um 11,2 Punkte auf 51,5 Prozent und dem gegenüber der von Personen mit niedriger Bildung um 1,6 Punkte auf 26,3 Prozent gestiegen ist.
Laut dem Deutschen Freiwilligensurvey 2019 liegt der Anteil von freiwillig Engagierten mit Migrationshintergrund niedriger (27 %), als der von Menschen ohne eigene Fluchterfahrungen (44,4 %). Weitere interessante Ergebnisse des FWS 2019 sind die Angleichung der Engagementquote von Ost- (37 %) und Westdeutschland (40,4 %) sowie des etwa gleichgebliebenen Anteilsunterschieds zwischen Engagierten im ländlichen (41,6 %) und im städtischen Raum (38,8 %).

Sport unter TOP3 der ehrenamtlichen Tätigkeiten
Von allen Befragten wurden über 25.000 Tätigkeiten aufgenommen, denen sie ehrenamtlich nachgehen. Dabei fokussieren sich insbesondere die Bereiche Sport und Bewegung (13,5 Prozent), Kultur und Musik (8,6 Prozent) sowie soziale Tätigkeiten (8,3 Prozent) heraus. Dieses ist nicht nur abhängig vom persönlichen Interesse, sondern auch von der Nachfrage nach Engagierten.

Trend zu punktuellem Ehrenamt
Als wesentlicher Entwicklungstrend des FWS 2019 kristallisiert sich eine Tendenz zu einem weniger intensiven Zeitaufwand für freiwilliges Engagement heraus. So hat der Anteil von 2 h/ Woche seit 1999 um fast 10 % zugenommen (auf 60 %), während der Anteil von 6 und mehr Stunden/Woche  auf 17,1 Prozent gesunken ist. Der zeitintensivere Anteil wird hierbei stärker von der Generation 65plus ausgeübt. Gründe hierfür können darin liegen, dass der Zeitaufwand für Erwerbsarbeit und Familie sich in diesem Lebensabschnitt verringert.

Digitalisierung unterstützt Engagement
Hinsichtlich des Megatrends Digitalisierung gab zwar die Mehrheit der Befragten (53,6 %) an, das Internet teilweise für die freiwillige Tätigkeit zu nutzen, allerdings findet das Ehrenamt nur bei 2,6 % überwiegend oder ausschließlich digital als „Engagement 4.0.“ statt – und ist von daher aktuell eher als Unterstützung des freiwilligen Engagements zu sehen.

Teilhabechancen für freiwilliges Engagement verbessern
Zusammenfassend ist der Anteil des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland seit 1999 um circa 10 Prozent gestiegen, was mit dem Einfluss gesellschaftlicher Veränderungen einher geht. Als Form der gesellschaftlichen Partizipation wird das Ehrenamt voraussichtlich auch künftig eine tragende Rolle spielen.
Mehr als die Hälfte der Befragten (58 %), welche aktuell keinem Ehrenamt nachgehen, möchten sich zukünftig gern freiwillig engagieren. Aufgrund teilweise deutlicher Beteiligungsunterschiede können sich bislang nicht alle Bevölkerungsgruppen in gleichem Maße durch freiwilliges Engagement in die Gesellschaft einbringen. Aufgabe muss es jetzt sein, den Zugang für freiwilliges Engagement für alle Bevölkerungsgruppen gleichberechtigt und unabhängig von Geschlecht, Bildungshintergrund oder Herkunft zu öffnen.

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